Workshop Besuchermanagement

Mit verschiedenen Expert:innen beleuchten und diskutieren wir konkrete Lösungsansätze für alle vier Dimensionen des Besuchermanagements.

Donnerstag 6. Juni · 14:45 –16:00

Von den Grundlagen des Besuchermanagements, der Bedeutung der digitalen Transformation bis hin zu praxisorientierten Anwendungsbeispielen widmet sich dieser Workshop den Herausforderungen und Lösungsansätzen für eine erfolgreiche Umsetzung.

Das Besuchermanagement ist das zentrale Instrument zur Bewertung und Steuerung der Einflüsse von Besuchenden in Erholungs- und Schutzgebieten. Mithilfe verschiedener Mechanismen und Maßnahmen verfolgt es das Ziel, negative Auswirkungen menschlichen Verhaltens in Natur- und Landschaftsräumen zu minimieren und Besuchenden gleichzeitig innerhalb der Tragfähigkeitsgrenzen des Gebiets die bestmögliche Erholungs- und Erlebnisqualität zu bieten. Diese gästebezogenen Maßnahmen lassen sich klassisch in vier Handlungsbereiche, auch als Säulen des Besuchermanagements bezeichnet, unterteilen: Besuchermonitoring, Angebotsgestaltung, Besucherinformation und Besucherlenkung.
Besuchermonitoring umfasst die Erfassung und Analyse von Besucherströmen und -verhalten, um fundierte Managemententscheidungen zu treffen. Angebotsgestaltung entwickelt attraktive und nachhaltige Angebote für Besuchende, die sowohl deren Bedürfnisse als auch den Naturschutz berücksichtigen. Besucherinformation stellt alle relevanten Informationen über Gebiete, Regeln und Verhaltensweisen bereit, um Besuchende zu informieren und aufzuklären. Besucherlenkung steuert aktiv die Besuchendenströme durch physische und kommunikative Maßnahmen, um Konflikte zu vermeiden und sensible Bereiche zu schützen.

Mit der fortschreitenden Digitalisierung hat sich das Besuchermanagement grundlegend verändert. Smartphones und GPS-Plattformen bieten umfassende Informationen zu Routen, Sehenswürdigkeiten und Serviceangeboten, was die Entscheidungsprozesse der Nutzenden verkürzt und individualisiert. Diese Entwicklungen erfordern neue Ansätze, um sowohl die Bedürfnisse der Besuchenden als auch den Schutz der Naturräume in Einklang zu bringen. Der Zugang zu aktuellen und relevanten Informationen über soziale Medien und GPS-Plattformen hat zur Folge, dass die informative "Gatekeeper"-Funktion sich zu den Anbietern dieser Plattformen verschoben hat, die nutzergenerierte Inhalte bereitstellen. Dadurch können Besucher:innen Informationen wie Streckenverlauf, Wegebeschaffenheit, kulturelle und natürliche Highlights sowie Sicherheitsinformationen leicht und überall abrufen. Gleichzeitig birgt diese Entwicklung Herausforderungen, da nicht alle verfügbaren Routeninformationen mit den offiziellen und naturschutzfachlich geeigneten Wegen übereinstimmen.

Thorsten Unseld von Digitize the Planet e.V., stellt die Arbeit dieses gemeinnützigen Vereins vor, der im März 2020 gegründet wurde. Digitize the Planet hat es sich zur Aufgabe gemacht, geltende Schutzgebietsbestimmungen zu digitalisieren und als Open Data zur Verfügung zu stellen. Dies ermöglicht es, Freizeitaktive frühzeitig und umfassend über die Regeln in Schutzgebieten zu informieren und somit regelkonformes Verhalten zu fördern. Die digitale Aufbereitung und Strukturierung von Regeln zur Freizeitnutzung in Natur und Landschaft ist ein wesentlicher Schritt, um den wachsenden Druck auf Schutzgebiete durch steigende Besucherzahlen zu bewältigen.
Thorsten zeigt anhand eines konkreten Fallbeispiels aus dem Pfälzerwald, wie digitale Lösungen in der Praxis umgesetzt werden können und welche Vorteile sich daraus für alle Beteiligten ergeben. Durch die Bereitstellung von georeferenzierten und maschinenlesbaren Daten können digitale Systeme wie Plattformen und Kartendienste die Informationen problemlos integrieren und den Nutzenden zugänglich machen. Diese Datenplattform, die bereits über 8.000 Regeln für mehr als 1.500 Schutzgebiete in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Slowenien abbildet, ermöglicht es, Besuchende unabhängig von Ort, Zeit und Sprache zu erreichen. Dies trägt erheblich zur Förderung regelkonformen Verhaltens und zum Schutz sensibler Naturräume bei.

Nico Graaff wird das NAT:KIT-Projekt vorstellen, das in Form eines digitalen Toolkit eine praxisorientierte Hilfestellung zum zielgruppenspezifischen Besuchermanagement von Radfahrenden bietet. Das NAT:KIT verfolgt das Ziel, Schutzgebieten – unabhängig von ihren personellen und finanziellen Ressourcen – praxisorientierte Hilfestellungen zur Verfügung zu stellen, um die Überlastungen sensibler Naturräume zu verhindern bzw. zu minimieren – und dies entlang aller 4 Dimensionen des Besuchermanagements und der Customer Journey. Das Toolkit systematisiert erstmals analoge und digitale Besuchermanagementmaßnahmen in sieben Kategorien und macht sie anhand praxisrelevanter Indikatoren vergleichbar. Mit über 100 Maßnahmen und 15 vertiefenden Wissensbeiträgen erleichtert es Verantwortlichen in Schutzgebieten die passenden Maßnahmen für ihre individuelle Gebietskulisse zu erarbeiten. Dabei eignet sich die Mehrheit der Maßnahmen für alle wegegebundenen Aktivitäten in Schutzgebieten und naturnahen Räumen. Etwa ein Drittel der Maßnahmen fokussiert sich speziell auf die Fahrrad-Zielgruppen Trekking, Gravel und Mountainbike.
Das NAT:KIT bietet somit eine umfassende Analyse und Aufbereitung von Besuchermanagement-Maßnahmen, die auf die Bedürfnisse der Radfahrenden zugeschnitten sind. Es beleuchtet die gesamte Breite des Besuchermanagements, von der Besucherinformation bis zur konkreten Besucherlenkung, und hilft dabei, potenzielle Nutzungskonflikte zu minimieren. Durch erfolgreiche Praxisbeispiele und digitale Lösungen wird der Ansatz der Besucherlenkung durch Angebotsgestaltung besonders hervorgehoben. Das Toolkit kategorisiert, beschreibt und bewertet Besuchermanagement-Maßnahmen, mit denen Radfahrende zielgerichtet informiert und gelenkt werden können.

Der anschließende Workshop-Teil bietet den Teilnehmer:innen die Möglichkeit, praktische Anwendungen und digitale Lösungen zu diskutieren. Von der organisatorischen Zusammenarbeit von Schutzgebietsverwaltungen, Tourismusorganisationen und Sportverbände bis hin zu Best Practices für die erfolgreiche Umsetzung in der Praxis.

Thorsten Unseld

Senior Manager Communication · Digitize the Planet e.V.

Fiona Spotswood

„Mit der Verfügbarmachung von Naturschutzinformationen in digitalen Kartenanwendungen können wir die Nutzung von Mountainbikes nachhaltiger machen und somit die Akzeptanz der Sportart deutlich erhöhen.”

Als Senior Manager für die Kommunikation bei Digitize the Planet leitet Thorsten u.a. das Netzwerk- und Partnermanagement und ist ebenfalls für Veranstaltungen sowie für die strategische Ausrichtung des Vereins zuständig.
Thorsten bringt eine große Expertise aus dem Destinationsmanagement mit, welche er als Produktmanager Outdoor beim Naturpark Ammergauer Alpen, später als Geschäftsführer für Garmisch-Partenkirchen Tourismus und in der Tiroler Zugspitz Arena gesammelt hat.

Nico Graaff

Geschäftsführung · Mountainbike Tourismusforum Deutschland e. V.

Fiona Spotswood

„”

weitere Vorträge an diesem Tag

Sponsoringpartner
Destinationspartner